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Karottenkraut (Parthenium hysterophorus)

Aktualisiert am: 29.02.2024
EU-Code:

P. hysterophorus mit Blüten
P. hysterophorus mit Blüten : © Charles T. Bryson, USDA Agricultural Research Service, Bugwood.org, 2010.
https://www.forestryimages.org/browse/detail.cfm?imgnum=2100032#javascript:fullscreen()

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Das Karottenkraut ist eine ein- bis mehrjährige krautige Pflanzen, die Wuchshöhen von 30-90 cm erreicht, außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets aber bis zu 250 cm hoch werden kann (

) und eine tiefe Pfahlwurzel ausbildet (). Sie besitzt verzweigte Stiele, die im Alter leicht verholzen und kurz behaart sind. Die bis zu 20 cm langen und 4-8 cm breiten, wechselständig angeordneten, hellgrünen Blätter sind ebenfalls kurz behaart (Neobiota Austria), gestielt und fiederspaltig (). Die kleinen (ca. 4mm), weiß bis hellgelb gefärbten, fünfblättrigen Blüten sind in Rispen angeordnet, welche endständig oder achselständig sitzen (). Im Laufe der Blütezeit, die von März bis November andauert, können sich tausende von Blütenständen bilden.

Bei den Samen handelt es sich um Achänen, welche schwarz, abgeflacht und ca. 2 mm lang sind und an der Spitze zwei dünne, sterile Blütchen besitzen, die als Luftsäcke dienen und die Verbreitung erleichtern.

Kurz nach der Keimung bildet die junge Pflanze eine grundständige Rosette, die unter ungünstigen Bedingungen über längere Zeiträume bestehen bleibt (

). Die Pflanze ist nicht winterhart ().

In Deutschland sind keine anderen einheimischen oder gebietsfremde Vertreter der Gattung vertreten (

). Vor allem im vegetativen Stadium kann P. hysterophorus mit Ambrosia-Arten verwechselt werden, etwa mit der in Deutschland vorkommenden Beifuss-Ambrosie. Von diesen Arten unterscheidet sie sich vor allem durch den längs gefurchten Stängel (). Die blühende Pflanze ist unverwechselbar.

Biologie

Die Bestäubung erfolgt durch hauptsächlich durch eine Vielfalt an Fliegenarten (

).

Das Karottenkraut pflanzt sich generativ fort und gilt als höchst produktiv: Ein Individuum kann im Durchschnitt etwa 15.000 bis 40.000 Samen produzieren (

). Die Samen werden lokal durch Wind und Wasser verbreitet und über größere Entfernung hauptsächlich als Fremdstoff in Getreide, Samen und Erde durch Maschinen, Fahrzeuge oder Tiere verbreitet (). Die meisten Samen sind nach 8-10 Jahren noch keimungsfähig ().

P. hysterophorus ist eine wuchskräftige und konkurrenzstarke Art. Durch die Abgabe von allelopathischen Wirkstoffen (Parthenin) aus allen Teilen der Pflanze kann sie das Wachstum anderer Pflanzen unterdrücken (

) und sich in neuen Verbreitungsgebieten außerdem negativ auf ihre Bestäuber auswirken (). Die Ablagerung der ebenfalls allelopathischen Pollen auf Kulturpflanzen kann zum Ausfall der Saatgutbildung führen.

Im neuen Verbreitungsgebiet besitzt P. hysterophorus keine natürlichen Fressfeinde; Nutztiere vermeiden die Pflanze (

).

Herkunft und Einwanderungsweg

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Karottenkrauts erstreckt sich über die subtropischen Gebiete Nord-, Zentral- und Südamerikas. Die Pflanze wurde in den 1950er Jahren unabsichtlich in Australien und Indien eingebracht und hat sich außerdem in vielen Ländern Afrikas (erster Nachweis im südlichen Afrika 1880), Asiens und des Pazifiks ausgebreitet (

, & ).

Im mediterranen Raum ist die Art bereits in Israel etabliert und in Ägypten naturalisiert. In Belgien und Polen (zweimal gefunden in 1938 und 1939) werden gelegentlich Einzelvorkommen gemeldet (

). In Israel wurde die Art vermutlich 1980 versehentlich durch den Import von verunreinigtem Getreide aus den USA eingeführt. Auf demselben Wege wurde P. hysterophorus auch in weiteren Ländern des asiatischen und afrikanischen Kontinents eingeführt. Ein weiterer Ausbreitungsvektor sind gebrauchte Militär- oder Landwirtschaftsfahrzeuge, an denen Samen anheften können (). Auch wenn das Etablierungspotential in den gemäßigten Zonen aktuell als niedrig eingestuft wird, können klimatische Veränderungen wie veränderte Niederschlagsmuster, steigende Temperaturen und höhere atmosphärische CO2-Konzentrationen in Zukunft die Ausbreitung auch in Deutschland begünstigen ().

Lebensraum

Die Art ist auf sehr unterschiedlichen Böden zu finden: Sie besiedelt als Pionierpflanze eine Vielzahl von Lebensräumen wie etwa Weideland, Äcker, Brachflächen und Gebäude, Straßenränder sowie Flussufer, Küstendünen und Überschwemmungsgebiete. Besonders nach Störungen der Vegetationsdecke kann ihr Auftreten sehr aggressiv sein (

). Sie ist anpassungsfähig und wenig anspruchsvoll. Sie bevorzugt neutrale bis basische Böden aber toleriert viele unterschiedliche Bodentypen. In Gebieten mit einem jährlichen Sommerniederschlag über 500 mm gedeiht sie am besten, was insbesondere den Mittelmeerraum zu einem potentiellen Invasionsgebiet werden lässt. Die Art toleriert Trockenheit ().

P. hysterophorus kann auf heißen und halbtrockenen bis hin zu feuchten Habitaten gedeihen und ist bis in Höhenlagen von 4.286m NN zu finden (Artensteckbrief Hessen).

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

Für Nordrhein-Westphalen ist bislang kein Vorkommen nachgewiesen.